Leda und ihre Schwestern

Februar 2017

Vor einigen Monaten habe ich angefangen, für mich, sozusagen als freie Arbeit, eine Reihe von plastischen Entwürfen zu „Leda und ihre Schwestern“ zu erarbeiten. Inzwischen ist die Reihe der Entwürfe auf sechs angewachsen und ich werde mich weiterhin mit diesem Thema beschäftigen. Es handelt sich dabei um drei kleinere, eine mittelgroße und zwei recht große Arbeiten, Tonmodelle, eine Gipsplastik und drei  Betongüsse. Ich arbeite seit ein paar Jahren gern mit Beton und darf in diesem Zusammenhang auf mein Denkmal für Dr. Trepte in Westrhauderfehn hinweisen, das ich für die Vollksbank Westrhauderfehn erarbeitet habe.

Für Leda und ihre Schwestern war für mich der Ansatzpunkt, dass in der älteren und alten Denkmalsplastik und Skulptur Flüsse und Ströme immer als allegorische, liegende Frauenfiguren dargestellt wurden. Man findet solche Skulpturen oft an Brücken oder auch an Brunnen. Das geht auf eine lange ikonografische Tradition zurück, die letzten Endes in der Vorstellung der alten Griechen wurzelt. Vereinzelt waren es auch liegende, alte Männer, wenn es sich um große Ströme handelt, z. B. um den Rhein. Aber ein traditionsreiches Thema muss ja nicht veraltet sein! Deshalb habe ich, der eine figürliche, realistische Darstellungsweise bevorzugt, an diesem Grundkonzept angeknüpft.

Leda und ihre Schwestern: Drei liegende, bekleidete Frauenfiguren, die eine Gruppe bilden und körpertlichen Kontakt miteinander haben, so wie Strom, Nebenfluss und davon ein weiterer Nebenfluss. Allerdings habe ich bisher, da ich für mich selbst gearbeitet habe, den derzeitigen Zustand der drei bedacht, der ja kritisch zu betrachten ist: Die Ems leidet, die Leda leidet, die Jümme wohl auch.

Sehr gern würde ich das Projekt mit einer Gruppe interessierter und engagierter Menschen erarbeiten, die zu handwerklicher Arbeit bereit sind.

Als eine Möglichkeit sehe ich es an, das Projekt als  Betonguss zu realisieren; Betonguss ist ein ausgesprochen preisgünstiges Verfahren. Beton kann man so herstellen, dass er wie Marmor aussieht und keineswegs die unschönen Seiten manchen Betons in Bauwerken aufweist.

Viele Bildhauer haben in den 1920er und 30er Jahren wunderbare  Skulpturen gegossen, die dann allerdings meist „Steinguss“ oder „Kunststein“ heißen. Wilhelm Lehmbruck wäre hier an vorderster Stelle zu nennen.

Sehr gern würde ich drei liegende, bekleidete  Frauenfiguren erarbeiten, welche die drei Flüsse symbolisiern. Sie sollten an den Einmündungen  der drei Flüsse bzw. ihren Verzweigungen so aufgestellt sein, dass sie miteinander kommunizieren, im Bereich von Ems und Leda sich über die Flüsse hinweg anschauen.

Bei Interesse an der Ikonografie von “ liegende Frauenfigur“ verweise ich auf den Parthenongiebel und Henry Moores lange Reihe von “ Reclining figures“.

Gerd Christmann