Torfmutt und Torfstechen: zwei Großreliefs für die Ostfassade der Volksbank Westrhauderfehn
Völlig überraschend rief mich Harald Lott, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Westrhauderfehn, im Sommer 2018 an, um ein Arbeitstreffen zu vereinbaren. Auf diesem Treffen wurde mir der Auftrag für zwei Großreliefs für die Fassade der Bank erteilt.
Von Mitte des Jahres 2018 an fanden mehrere Treffen mit den Herren des Bankvorstandes statt. Das Thema und die Motive der beiden geplanten Reliefs wurden nach einer längeren Phase des „Brainstormings“ einvernehmlich erarbeitet. Es entstanden mehrere Entwürfe und Modelle der geplanten Reliefs, alles immer begleitet von konstruktiven Diskussionen. Die beiden Reliefs sollten sich auf die Geschichte der Fehnkultivierung beziehen.
In der Vorbereitungsphase besuchte ich das Fehnmuseum in Rhauderfehn, forschte in Literatur und Filmmaterial nach, lieh mir von einem pensionierten Kapitän ein Modell einer Torfmutt aus, welches ich jeden Tag im Atelier vor Augen hatte.
Als Motiv für das obere Relief gestaltete ich eine Torfmutt unter Segel, für den Kapitän nahm ich Kapitän Park als Vorbild, der um die Wende zum 19. Jahrhundert in Westrhauderfehn lebte. Das untere Relief zeigt eine Arbeitssituation beim Torfstechen: Eine männliche Figur sticht den Torf, eine weibliche belädt eine Karre.
Die eigentliche Produktionsphase begann Anfang Dezember 2018 im Betonwerk Steenfelde. MIt den Mitarbeitern des Werkes zusammen hatte ich schon zwei Denkmalprojekte erarbeitet und nur die besten Erfahrungen gemacht.
Das Betonwerk hatte mir zwei Betonplatten vorbereitet, beide circa 350 x 320 Zentimeter groß, die auf zwei Arbeitstischen langen. Gebückt bzw. hockend oder knieend erarbeitete ich nacheinander beide Reliefs mit einem kunststoffvergüteten Spezialbeton, der ausgezeichnete Eigenschaften der Verarbeitung besitzt. In der Endphase wurden die beiden Platten im Betonwerk aufgerichtet und einzelne Stellen nachgearbeitet.
Nach einer Arbeitszeit von knapp zwei Wochen wurden dann die beiden in Plastikfolie verhüllten Reliefplatten, jede wog gut 12 Tonnen, an der Ostfassade der Bank montiert.
Nachdem Anfang April 2019 kein Nachtfrost mehr zu erwarten war, arbeitete ich noch eine Woche auf einem Gerüst unter einer Plane an den Feinheiten der Gestaltung. Vor der Enthüllung gab ich den beiden Reliefs eine einheitliche farbliche Fassung, die den anderen Betonteilen der Fassade angepasst sein sollte. Einen Schriftzug zur Geschichte der Fehnkultivierung brachte ich auf der unteren Platte an.
Das Projekt „Reliefs zur Fehnkultur/ Bankfassade“ war sicherlich ein größtes Vorhaben in meinem bisherigen Leben als Bildhauer. Ganz sicher war es quantitativ das größte Projekt, vermutlich auch qualitativ. Ich bedanke mich hier an dieser Stelle für die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Herren vom Bankvorstand. Die Zusammenarbeit mit Herrn Lott, Herrn Hamel und Herrn Brechtezende war immer entspannt und ideenreich von beiden Seiten.
Am 19. Mai wurde die Arbeit in Anwesenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank enthüllt.