Sterngucker – Ein Denkmalsprojekt am Ortsausgang von Westrhauderfehn
05. Oktober 2020
Das Konzept „Schanze Westrhauderfehn“
Die historische Schanze am heutigen östlichen Ortsausgang von Rhauderfehn stellte sich dar als eine sternförmige Befestigungsanlage, die acht Zacken aufwies. Sie existierte bis zur Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg und war im Wesentlichen als Verteidigungsanlage gegen Münsteraner und Oldenburger Truppen gedacht.
Die Schanze als Verteidigungsanlage lässt aus heutiger Sicht mehrere Aktualisierungen zu.
„Aktualisierung“ meint, dass ein Denkmalsprojekt oder eine Installation die heutige gesellschaftliche Situation reflektieren und Stellung beziehen muss.
Keno Borde sprach mich an, ob ich nicht eine Idee für ein Kunstprojekt hätte. Zunächst entwickelte ich zwei Konzepte.
Konzept 1: Verteidigung – Nachgeben, gegen äußere Feinde, gegen den Feind in sich selbst, „Festung Europa“. Diese stichwortartigen Begriffe umreißen ein Feld von Assoziationen, die sich für eine gestalterische plastische Umsetzung anbieten.
Konzept 2: „Sterngucker“. Die Schanze war eine militärische Verteidigungsanlage, die ihre Funktion im Krieg hatte. Im Krieg wird getötet, gebrandschatzt, geplündert, vergewaltigt. Kriege bedeuten menschliche Opfer, seien es Soldaten oder Zivilpersonen. Die „Sterngucker“ sind Köpfe, die in den Himmel schauen, Metaphern für Gestorbene und für Opfer. So wäre ein aktueller Bezug hergestellt, und die historische Schanze würde sich im Denkmal in ein Friedensmal verwandeln.
Keno und ich haben uns spontan für das Konzept „Sterngucker“ entschieden.
Da ich von Anfang an eine Art „Mitmachprojekt“ im Auge hatte, konnte ich mehrere künstlerisch interessierte Laien für das Vorhaben gewinnen.
Gestalterische Umsetzung
Für eine skulpturale Umsetzung liegen zahlreiche Sandsteinblöcke unterschiedlicher Größe und Form vor. Diese Blöcke stammen aus der Neuen Kirche in Emden und sind vor ein paar Jahren bei der Renovierung der Kirche angefallen; sie stammen alle aus der Zeit um 1640.
Jeder Teilnehmer des Projektes bearbeitet einen Stein zum Thema „Sterngucker“.
Die entstandenen Skulpturen werden sternförmig, der Form der historischen Schanze entsprechend, aufgebaut. Dazu werden unterschiedliche zur jeweiligen Skulptur passende Sockel gewählt. Der Ort dieser Installation sollte einen erkennbaren Bezug zum Ort der historischen Schanze aufweisen.
Jetzt, Anfang Oktober, haben wir uns gegenseitig die ersten Arbeitsergebnisse vorgestellt. Acht Köpfe liegen vor, sie liegen im doppelten Sinne.
Innerhalb der Gruppe, wir sind zehn Personen, fünf Frauen, fünf Männer, besteht ein klarer Konsens, dass wir mit den Ergebnissen zufrieden sind.
Wir haben den Entschluss gefasst, die Zahl der Köpfe auf 16 zu erweitern, so dass der Grundriss der Schanze deutlich wird.
In den nächsten Tagen werde ich mich mit einem Mitarbeiter des Bürgermeisters treffen, um die Aufstellung der Installation zu planen.