Biografisches
Abitur 1967
Studium der Slawistik, Sprachwissenschaft und Philosophie in Hamburg und Göttingen, im Anschluss Studium der Freien Kunst und Kunstpädagogik an der Hochschule für Bildende Kunst, Braunschweig
Seit 1973 mit Barbara Christmann geb. Wille verheiratet, drei erwachsene Töchter, 3 Enkeltöchter
1982-2013 Kunsterzieher an Gymnasien in Helmstedt, Vechelde und Rhauderfehn
2009 Umzug von Braunschweig nach Leer/Ostfriesland
Juli 2013 Pensionierung, mehr Zeit für die Kunst
Autobiografisches. Hauptwege – Nebenwege
Wenn ich über meine künstlerische Arbeit in den vergangenen 30 Jahren nachdenke, so kommt mir ein Bildtitel von Paul Klee in den Sinn: „Hauptweg – Nebenwege“; natürlich denke ich auch an das Bild. Die eigene Arbeit und Entwicklung geht oft seltsame, verschlungene Wege.
Zwischen Bildhauerei und Malerei konnte ich mich nie endgültig entscheiden, habe beides zwar nicht parallel betrieben, aber doch so, dass die eine der beiden Schwestern nie im Abseits, höchstens im Schatten der anderen stand. Allerdings habe ich zwanzig Jahre lang ausschließlich an Skulpturen gearbeitet. Wenn mir ein Thema wichtig war, wenn ich die Hoffnung hatte, dass eine Arbeit ein wenig gelungen war, dann habe ich sie durch eine Serie von Zeichnungen ergänzt, die sich quasi wie ein Kommentar um die Skulptur herumrankte.
Nicht wie eine Erklärung, sondern wie ein ausgebreitetes Feld von Assoziationen, Gedanken und Ideen. Meist waren die Bilder nicht reine Zeichnungen, sondern Mischtechniken, in denen malerische Elemente steckten. Vom Jahr 2000 an habe ich wieder langsam Versuche in der Malerei unternommen.
Seit vier Jahren steckt der Schwerpunkt meiner Arbeit eindeutig in der Malerei.
Serien – Reihen – Gruppen
Immer waren es Themen, Motive, Sujets, die den Anlass für meine Arbeiten gaben, ganz selten haben mich gestalterische Fragen oder Impulse zu neuen Arbeiten angeregt.
Wenn man lange an einer Skulptur arbeitet, geraten die Gedanken ins Schweifen, es entsteht so etwas wie ein „flow“, vergleichbar mit „runner’s high“. Da kommen dann auch Ideen und Anregungen für weitere Werke zum Thema. So ist vielleicht zu erklären, dass ich gerne Serien von Skulpturen gearbeitet habe; in der Schöpfungsserie sind es z.B. acht Skulpturen, in der Serie „Große Freiheit No.7“ sind es fünf.
Thema – Motiv – Gestaltung
Wenn ich mir sicher bin, dass das Thema für mich immer im Vordergrund stand, so ist es doch eine Verbindung mit dem Formalen eingegangen. Natürlich habe ich versucht, für ein Thema die bestmögliche Umsetzung zu finden. Das bedeutet selbstverständlich, dass ich als Bildhauer und Maler mich umschaue, Anregungen aufgreife, experimentiere, mich auf Abenteuer einlasse.
Experiment
Ich kann nicht leugnen, dass ich gern Neues ausprobiere. Das birgt natürlich auch die Gefahr, sich zu verzetteln, einen Hauptweg zu verpassen. Bei allem, was ich sehe, wirklich bei allem, habe ich pausenlos Ideen, was „man“ für Kunst draus machen könnte. Schade, dass es nur ein Bildhauerleben gibt.
„We live in an ocean of time, where the past is lost in the future“. Diese Zeile, die Eric Burdon in einem Song so unnachahmlich leise murmelt, habe ich auf einem Bild/Objekt als forttaufenden Text geschrieben. Ich will nicht leugnen, dass ich auch Kunstpädagoge bin, nicht leugnen, dass ich mich bemühe, auch in der Kunstgeschichte einige Blickpunkte und Standpunkte zu gewinnen. Auch bin ich verliebt in Sprache, nicht nur in Fremdsprachen, sondern auch in die eigene, die deutsche. Gern und oft tauchen Wörter, Zeichen, Texte in meinen Bildern auf. Ganz am Anfang habe ich Slawistik und Sprachwissenschaft studiert. Aber da bin ich wieder bei „Hauptweg – Nebenwege“.
Koketterie
Alberto Giacometti wird nachgesagt, er habe sein Leben lang darum gerungen, eine einzige gute Plastik zustande zu bringen. Und er hat sein Leben lang Meisterwerke geschaffen. Wenngleich Giacomettis Zweifel tiefer gingen als das Zweifeln an der künstlerischen Qualität, so habe ich doch für mich, mein bescheidenes Werk, den Wunsch übernommen, im Leben eine gute Skulptur zu schaffen.
Jedenfalls gibt es Arbeiten, an denen ich lange arbeitete, die ich als abgeschlossen betrachtete und betrachte. Dann gibt es solche, die ich wiederholt hervorhole und überarbeite, den Prozess als nicht abgeschlossen ansehe. Dann gibt es solche, an denen ich mich lange abarbeitete und nicht weiß, wo ich stehe. Dann gibt es Werke, die gekauft werden und so aus dem Blickfeld geraten.
Kaufen – Verkaufen
Margot Michaelis, die einige Texte über mich und meine Arbeiten geschrieben hat, hat einmal formuliert, dass ich nicht darunter leide auch Lehrer zu sein. Das ist richtig, im Prinzip.
Wenn etwas das Licht der Welt erblickt, verwandelt es sich in eine Ware und verliert so seine Unschuld. Der Lehrerberuf hat mir die Möglichkeit eröffnet, in der Kunst das zu tun, was ich möchte, ohne auf Markt und Verkauf zu schielen. Aber er, der Lehrerberuf, hat auch viel Kraft „attrahiert“. Er hat mir aber auch eine gewisse Erdung vermittelt, die einem Realisten gut tut.
Atelier
Ein Künstler braucht ein Atelier. Ein Bildhauer braucht – in der Regel – ein eher großes Atelier, dazu muss er Aufwand mit Werkzeugen und Materialien betreiben. Als Bildhauer muss man gewaltige Vorleistungen betreiben, damit man überhaupt beginnen kann. Und dann Arbeiten machen, ins Risiko hinein. David Smith, der großartige amerikanische Stahlbildhauer, hat einmal geschrieben, dass er froh sei, wenn er „plus minus null aus einer Sache herauskommt“.
Als ich einmal eine dreihundert Jahre alte Ulme in einem Sägewerk bei Königslutter liegen sah, war es um mich geschehen. Ich kaufte sie, ließ sie in Teile zersägen und mir liefern. Die größten und schwersten Teile wurden mit einem Kran abgeladen. Und einmal kaufte ich 16 Meter Eichenstamm, in Stücken knapp unterhalb von zwei Metern. Das hat dann zunächst gelegen und gewartet.
Holz
Holz ist ein schönes Material, manchmal zu schön.
Ulme, auch „Rüster“ genannt, ist eigentlich zu schön (Vorsicht: Gefahr!), aber auch eigenwillig und widerspenstig. Doch: „Keine Schönheit ohne Gefahr“ (Einstürzende Neubauten).
Eiche ist hart und ehrlich, nicht schön, aber ansehnlich.
Linde ist willfährig, wird aber unansehnlich, wenn sie altert.
Holz bleibt nie, wie es ist. Großmeister Barlach hat seine Skulpturen aus Blöcken gearbeitet, die ein Tischler für ihn aus 8cm starken Bohlen zusammengeleimt hatte. Da ist heute noch kaum ein Riss.
An meinem „Mann im Dunkeln mit Blitzschlag“ habe ich lange gearbeitet. Tagsüber, über Stunden hinweg. Über Wochen hinweg, regelmäßig. Über Monate hinweg, die „Feinarbeiten“ inbegriffen. Dann habe ich ihn nach 20 Jahren noch einmal grundlegend überarbeitet. Wenn ich lange mit dem Beil gearbeitet hatte, lief der Schweiß und tropfte über die Nasenspitze auf das Holz. Dann duftete die Eiche nach der Gerbsäure, die in der Eiche steckt.